Endometriose, was ist das?

Um dies richtig verstehen zu können, ist es für Sie wichtig, über den Aufbau Ihres Körpers, seine hormonelle Steuerung und Ihren monatlichen Blutungszyklus Bescheid zu wissen.

Endometriose – was ist das?

Um dies richtig verstehen zu können, ist es für Sie wichtig, über den Aufbau Ihres Körpers, seine hormonelle Steuerung und Ihren monatlichen Blutungszyklus Bescheid zu wissen.

Aus diesem Grund werden diese Themen vorangestellt.
Diese Website ersetzt aber auf keinen Fall ein ausführliches Gespräch mit Ihrem Arzt. Sie soll für Sie ein Anlass sein, sich in Ruhe zu Hause – auch mit Ihrem Partner – zu informieren, um die sich dabei ergebenden individuellen Fragen bei Ihrem nächsten Arztbesuch ansprechen zu können.
Sollten Ihnen einige Begriffe, die auf dieser Website stehen, oder die Sie im Zusammenhang mit dem Krankheitsbild der Endometriose gehört haben, unklar sein, so schauen Sie doch in unser kleines Lexikon „Begriffe rund um die Endometriose“.

1 - Der hormonelle Regelkreis

Der monatliche Zyklus wird durch ein System gesteuert, welches den Hypothalamus, die Hirnanhangsdrüse und die Eierstöcke umfasst.

Das zentrale Steuerungssystem im Gehirn (Hypothalamus) beeinflußt die Hinranhangsdrüse, die ihrerseits über weitere Hormone die Eierstöcke anregt. Dies führt dazu, daß normalerweise pro Zyklus ein Ei heranreift und durch den Eisprung freigesetzt wird, damit es durch Spermien befruchtet werden kann.

Die Hormone des Eierstocks (Östrogene und Progestron) führen zum Aufbau der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). Sie werden zunächst vom Eibläschen (Follikel) und nach dem Eisprung vom Gelbkörper (Corpus luteum) gebildet.

2 - Endometriose - was ist das?

Endometriose – was ist das?

In der Gebärmutterhöhle wächst, von den weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogene, Progesteron) gesteuert, alle 4 Wochen eine Schleimhaut heran. Sie dient zur Einnistung eines befruchteten Eies.

Wächst eine solche Schleimhaut auch außerhalb der Gebärmutter, so nennt man sie Endometriose.

3 - Endometriose - wo kommt sie vor?

Endometriose – wo kommt sie vor?

Die Gebärmutterschleimhaut kommt normalerweise nur in der Gebärmutterhöle vor. Sie kann im Körper aber auch an unterschieblichen Stellen auftreten.

Man unterscheidet:

  • Endometriose im Genitalbereich, u.a.
    in der Gebärmutterwand im Eileiter
    im Eierstock
  • an den Haltebändern der Gebärmutter
  • am Bauchfell des kleinen Beckens
  • an der Harnblase (z.B. Blasendach)
  • in der Scheide
  • Endometriose außerhalb des Genitalbereichs, u.a. am Darm, am Nabel

in seltenen Fällen können Lunge, Leber, Haut und andere Organe betroffen sein.

4 - Endometriose - wer kann sie bekommen?

Alle Mädchen und Frauen, die Regelblutungen haben.
Das Endometriosegewebe ist dem der Gebärmutterschleimhaut ähnlich. Sein Wachstum wird meist hormonell gesteuert. Daher können Endometrioseherde wie die Gebärmutterschleimhaut bluten. Nur mit dem Unterschied, dass das abgestoßene Gewebe nicht durch die Scheide den Körper verläßt, sondern im Körper verbleibt. Es sammelt sich z.B. in der Bauchhöhle hinter der Gebärmutter an, um von dort aus langsam wieder vom Körper aufgenommen zu werden. Staut sich das Blut, z.B. in einem Endometrioseherd des Eierstocks, so bilden sich Endometriosezysten. Wegen ihres blutigbraunen Inhalts werden diese auch Schokoladen- oder Teerzysten genannt.

Zunächst soll der Ablauf der Regelblutung (Monatszyklus) erklärt werden, die während der Geschlechtsreife einmal im Monat stattfindet.

Der Monatszyklus

Bei den meisten Frauen hat die Regel einen 28tägigen (+/- 2 Tage) Rhythmus. Ein Zyklus mit Eisprung und normaler Bildung von Östrogenen und Progesteron ist Voraussetzung für eine Schwangerschaft.

Ein Zyklus beginnt mit dem Tag der Regelblutung (Dauer ca. 4-6 Tage). Sie entsteht durch Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut, wenn es nicht zu einer Schwangerschaft gekommen ist.

Zyklus ohne Befruchtung

Im normalen Zyklus erfolgt etwa am 14. Tag der Eisprung.

Bleibt das Ei unbefruchtet, kommt also die Einnistung eines befruchteten Eies in der Gebärmutterschleimhaut nicht zustande, so bildet sich der Gelbkörper zurück und die Östrogen- und Progesteronspiegel sinken bis zum 28. Tag stark ab. Dies leitet das Abstoßen der Schleimhaut ein; die Menstruationsblutung beginnt.

Zyklus mit Befruchtung

Wird ein Ei befruchtet, so kommt es nach 6-7 Tagen normalerweise zur Einnistung in die Gebärmutterhöhle und zur Abgabe von Hormonen an die Mutter (Humanes Chorion Gonadotropin, abgekürzt HCG). Dies bewirkt eine Stimulation des Gelbkörpers und damit ein Ansteigen der Östrogene und des Progesterons. Dadurch unterbleibt das Abstoßen des Endometriums; die Periode „fällt“ aus.

Nach dem Eisprung gelangt das Ei in den Eileiter und wird dort befruchtet. Innerhalb von 5-6 Tagen wandert das befruchtete Ei durch den Eileiter in die Gebärmutterhöhle. Dort nistet es sich ein und entwickelt sich über 9 Monate zum geburtsreifen Kind.

5 - Endometriose - wie häufig kommen sie vor?

Über die allgemeine Häufigkeit bei der Frau gibt es in der Literatur Angaben, die zwischen 2 und 10% schwanken. Bei Frauen, die unfruchtbar sind, ist eine Endometriose in über 50% der Fälle nachweisbar.

Die Unfruchtbarkeit kommt u.a. dadurch zustande, daß aufgrund der Endometriose im kleinen Becken

I. Verwachsungen, z.B. zwischen Eileiter und Eierstock, entstehen, die Eisprung und Eiauffangmechanismus behindern, und

II. biochemische Prozesse ablaufen, die verhindern können, daß sich Ei und Samenzelle vereinen.

6 - Endometriose - wie entsteht sie?

Zu dieser Frage ist heute noch keine endgültige Aussage möglich.

Folgende Theorien werden diskutiert:
I. Bei der Entwicklung der Geschlechtsorgane siedeln sich „versprengte Endometriumzellen“ ortsfremd an (angeborene Endometriose).

II. Endometriumzellen, die während der Menstruation normalerweise in die Scheide abgestoßen werden, „wandern“ durch die Eileiter in das kleine Becken und wachsen dort an.

III. Endometriumzellen werden über die Lymph- und Blutbahn zu entfernten Organen, z.B. Lunge, transportiert.

7 - Endometriose - wie macht sie sich bemerkbar?

Die Endometriose kann unterschiedliche Beschwerden machen.

So gibt es Endometriose-Patientinnen, die völlig beschwerdefrei sind. Andere haben starke Schmerzen, hinter denen man häufig andere Ursachen vermutet. Die Symptome sind auch abhängig von der Lokalisation der Herde und haben meistens eine Beziehung zur Regelblutung.

Endometriose kann auftreten

  • in der Gebärmuttermuskulatur
    => Schmerzen in der Gebärmutter kurz vor bzw. bei Menstruationsbeginn
  • im Scheidenbereich
    => Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder bei gynäkologischen Untersuchungen
  • im Bauchfell im kleinen Becken
    => häufig Unfruchtbarkeit, unklare Allgemeinbeschwerden

  • im Eierstock
    => Eierstockschmerzen, Zysten, Unfruchtbarkeit

  • in der Darmwand
    => Darmblutungen, Darmschmerzen, Blinddarmschmerzen etc.

  • in der Blasenwand
    => Reizblase, Blut im Urin

8 - Endometriose - wie wird sie vom Arzt erkannt?

Ihr Beschwerdebild oder das Problem der Kinderlosigkeit lassen ihren Arzt an Endometriose denken.
Sie wird erkannt durch

  • frauenärztliche Untersuchung
    Abtasten der Genitalorgane durch die Scheide, den Enddarm und dei Bauchdecke
  • Kolposkopie
    Hierbei werden Muttermund und hinteres Scheidengewölbe mit Hilfe einer Optik unter 5-10facher Vergrößerung inspiziert.
  • Ultraschalluntersuchung
    Hierbei werden durch Ultraschall Eierstockveränderungen, Endometrioseherde oder ein Blutsee hinter der Gebärmutter o.ä. erkannt
  • Bauchspiegelung
    Hierbei schaut der Arzt mit einem Endoskop in die Bauchhöhle und entnimmt eventuell kleine Gewebeproben zur mikroskopischen Untersuchung
  • andere Untersuchungen und Eingriffe
    Blasenspiegelung, Darmspiegelung, bei Operationen

9 - Endometriose - wie wird sie behandelt?
  1.  Medikamentöse Therapie
    Hierzu verschreibt der Arzt Medikamente.
    Sie ändern die Hormonproduktion in ihrem Körper, um eine Rückbildung der Endometriose zu erreichen.

    Etwa 70% der Endometrioseherde unterliegen einer hormonellen Beeinflussung. Die Reaktion auf die Hormone wird vor alem über Hormonrezeptoren im Gewebe gesteuert. So ist der Erfolg einer medikamentösen Therapie davon abhängig, ob die Endometrioseherde Hormonrezeptoren haben oder nicht. Bisher kann dies nur in Einzelfällen durch sehr aufwendige Gewebeuntersuchungen vorab festgestellt werden.

    Die medikamentöse Behandlung unterdrückt aber auch das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, d.h. die Regelblutung fällt meistens aus. Gleichzeitig wird das Wachstum der Endometrioseherde gehemmt und ihre Rückbildung bewirkt. Ihr Arzt wählt das für Sie geeignete Medikament aus. Wichtig ist, dass Sie dieses in der vorgeschriebenen Dosierung regelmäßig einnehmen. Nur so kann erreicht werden, dass eine effektive Hemmwirkung auf die Endometriose erfolgt.

    Beachten Sie bitte, dass es bei der Einnahme von Medikamenten zu Begleitwirkungen kommen kann. Dieses wird Ihr Arzt mit Ihnen besprechen.

  2. Operative Therapie
    Ziel der operativen Behandlung ist die Unterdrückung durch möglichst vollständige Entfernung des Endometriosegewebes. Je nach Ausdehnung und Lokalisation erfolgt diese durch Bauchspiegelung, Bauchschnitt oder durch die Operation von der Scheide her.
  3. Kombinationstherapie
    In einigen Fällen – insbesondere bei Schmerzpateintinnen und forgeschrittenen Stadien – erweist es sich als notwendig, an die Operation eine medikamentöse Therapie anzuschließen. Dadurch können auch kleinste Herde oder operativ nicht zugängliche Endometrioseansiedlungen beseitigt werden.

    Bewährt hat sich in Sonderfällen die sogenannte „Dreiphasentherapie“, d.h. in der dritten Phase des Therapiekonzeptes werden – nach 6-9 Monaten hormoneller Behandlung – noch verbliebene Reste durch eine neue Bauchspiegelung beseitigt.

    Zur langfristigen Unterdrückung der Endometriose stehen diese operativen und medikamentösen Therapiekombination im Vordergrund, wobei es eine echte Prophylaxe nicht gibt, da die Ursache der Erkrankung immer noch unbekannt ist.

10 - Endometriose - eine rein körperliche Erkrankung?

Dieses Krankheitsbild darf nicht isoliert körperlich betrachtet werden, denn auch psychische Konflikte und Streßfaktoren sind zu beachten.

Viele Patientinnen

  • stehen schon jahrelang unter einem psychischen Druck, der dadurch entstanden ist, dass sie sich scheuen, über ihre Probleme und Schmerzen zu sprechen.
  • halten Schmerzen vor und während der Regelblutung für normal und erwähnen diese auch nicht bei ihrem Arztbesuch
  • leiden unter Kinderlosigkeit und sind über entsprechende Behandlungsmöglichkeiten nicht informiert

Ein paar Worte zum Schluß

Diese Website soll Sie darüber informieren, dass eine möglichst frühzeitige und genaue ärztliche Untersuchung auf Endometriose wichtig ist.

So ist das Ziel einer Endometriosebehandlung
zum Einen Beschwerdefreiheit und Wohlbefinden für Sie zu erreichen und zum Anderen einen eventuell bestehenden Kinderwunsch zu erfüllen